Doch bevor ich mir meinem Kopf zermaterte, beschloss ich an etwas anderes zu denken. Ich holte meinen iPod hervor, stellte den Mix von Erol Lakan aus dem Trash ein und liess mich fallen. All die Gefühle, all die Gedanken fingen an sich an den Klang von Interpol zu heften, sie flossen davon...Ich schaute aus dem Fenster des Taxis, es regnete, die Lichter flackerten, die Umrisse des Autos waren nicht mehr zu erkennen, Menschen waren nicht mehr zu erkennen, die äußere Umwelt vernwandelte sich in eine nebulöse, flackernde Wolke, Landschaft, was auch immer. Ich ließ mich hineinziehen...Das ist das schöne an Musik, sie kann Gefühle und Wahrnehmungen verstärken, stützen, aber auch transformieren...

Ich setzte mich ins Taxi. Bin doch mit Yuki verabredet. Mal schauen was das wird. Ich habe sie auf einer Party kennengelernt. Einfach so. Wir haben getrunken, getanzt; aus dem tanzen wurden richtige Discofoxstandards, Drehung nach links, durch den Arm durchlaufen und wieder voneiander trennen. Zwischendurch nur einfaches Hüftenschwingen, aber irgendwie ist es dann dazu kommen...Wir sind an dem Pfeiler - einem von vier - kleben geblieben und küssten uns. Das war so schön, dass wir es nicht lassen konnten. Natürlich verbrachten wir die Nacht miteinander. Am morgen haben wir gefrühstückt, dann sind wir noch ein bisschen spazierengegangen. Ich wollte nur bis zum nächsten Supermarkt mitgehen, aber dann sind wir doch bei ihr gelandet. Den ganzen Tag im Bett verbracht. Abends wieder getrennt und am nächtsen Tag durch den Botanischen Garten spaziert. Was war nur geschehen ? Ich musste sie nur anschauen, ein Grinsen zog sich durch mein Gesicht, durch ihres ebenfalls, dann wieder anschauen und Grinsen usw....Im Laufe der darauffolgenden Woche trafen wir uns nochmals, es war wiederum schön...dann sagte sie mir, sie bräuchte mal ne Pause. Warum ? Weil sie sich eigentlich vor mir in jemand anderen verliebt hatte. Ups. Damit könne sie nicht umgehen. Mich angucken, dahin schmelzen und dann doch eigentlich in jemand anderen verliebt sein...Jetzt sitze ich also hier im Taxi, lasse alle Momente mit ihr vor meinem inneren Auge vorbeiziehen und frage mich, wie sie sich wohl entschieden hat...

Tiffus sah das kleine rote Büchlein auf dem antiken Eichentisch liegen. Der Samteinband war stellenweise angestoßen, es sah benutzt aus sein Tagebuch. Mein Gott, dachte Tiffus, wie lange habe ich da wohl nicht mehr reingeschaut. Geschweige denn etwas eingetragen. Tiffus nickte innerlich ab. Auch jetzt hatte er keine Zeit. Vor der Tür wartete das Taxi. Die Sonne schien, heute mittag war er mit Yuki zum Essen verabredet. Es würde ein guter Tag werden, aber es gab viel zu tun.